Das Wendelstein-Observatorium


Das Wendelstein-Observatorium des Instituts für Astronomie und Astrophysik der LMU befindet sich auf dem Gipfel des Wendelsteins, eines markanten, 1845 m hohen Berges in den bayerischen Alpen.

Geographische Koordinaten:    
OBSERVATORIUM WENDELSTEIN
der Universitäts-Sternwarte München
83735 Bayrischzell
Telefon (0049 8023) 81980 (ab 14 Uhr)
Fax (0049 8023) 819829
Geographische Breite: 47o 42' Nord
Geographische Länge: 12o 01' Ost
   

Nur 1 Autostunde (75 km) von München entfernt, läßt sich diese Forschungsstation leicht über eine Seilbahn oder eine Zahnradbahn erreichen, wobei der letzte Aufschwung zum Gipfel im Winter mit Hilfe eines 109m hohen Berglifts zurückgelegt werden muß. Jahrzehntelang als weltweit bekanntes Sonnenobservatorium im Einsatz, dient diese Station seit nunmehr 10 Jahren ausschließlich der Beobachtung nächtlicher Himmelsobjekte. Hierfür wurde 1988 ein Spiegelteleskop mit 80cm Öffnung installiert. Ausgerüstet mit high-tech Instrumenten ist das Teleskop seitdem in jeder klaren Nacht zur Durchführung wissenschaftlicher Programme im Einsatz.



Kuppel und Kontrollraum des 0.8m Teleskopes


Meteorologische Bedingungen:

Bedingt durch die geographische Lage der Beobachtungsstation sind die meteorologischen Verhältnisse starken Schwankungen unterworfen. Einerseits können Schneehöhen von 1m und mehr von November bis April auftreten, andererseits können namentlich im Spätherbst und beginnendem Winter Inversionslagen für wochenlanges exzellentes Beobachtungswetter sorgen.



Inversionswetterlage, Blick nach Westen bei Sonnenuntergang

Verglichen mit sämtlichen Beobachtungsstationen in Deutschland bietet der Wendelstein hervorragende Beobachtungsbedingungen mit jährlich ca. 1350 klaren Nachtstunden (d.h. 120 Nächte mit weniger als 2/8 Bewölkung). Dies sind immerhin 75% der Beobachtungszeit, die Astronomen auf dem Calar Alto in Südspanien nutzen können. Von besonderer Bedeutung ist der Standort Wendelstein auch in Hinblick auf die Güte des Stern-Seeings (mittlere Ausdehnung eines Sternbildchens). Umfangreiche Messungen haben gezeigt, daß das Seeing am Observatorium Wendelstein ähnlich hervorragend ist wie auf den besten Observatorien weltweit (z.B. ESO La Silla und Paranal in Chile, Calar Alto in Spanien).

Beschreibung der Beobachtungsinstrumente:

1. Teleskop



Das 0.8m Teleskop am Wendelstein

Das Wendelsteinteleskop wurde von der amerikanischen Firma DFM entwickelt. Es handelt sich hierbei um eine Ritchey-Chretien-Optik mit äquatorialer Gabelmontierung. Die Öffnung des Teleskops beträgt 800 mm , die Fokallänge 9900 mm entsprechend einem Abbildungsmasstab von 20.8 Bogensekunden/mm in der Fokalebene und einem Öffnungsverhältnis von F/12.4. Die Bedienung und Überwachung des Instruments erfolgt ferngesteuert von einem Kontrollraum aus.



Der Beobachterraum des 0.8m Telskopes

Hier sind auch eine Reihe von Monitoren installiert, die erlauben, den Teleskop-Status und die Teleskopbewegungen zu kontrollieren, die meteorologischen Bedingungen zu überprüfen und das Bildfeld einer CCD-Sucherkamera darzustellen. Auch die Domöffnung wird automatisch der Stellung des Fernrohrs nachgeführt. Eine im Dom installierte Klimaanlage kühlt das Teleskop auf die in der jeweils folgenden Nacht zu erwartenden Temperatur, sodaß Dom- und Teleskop-Seeingeffekte weitgehend eliminiert werden können.

2. Fokalinstrumente

Im Cassegrainfokus kann z.Zt. wahlweise eines der folgenden Instrumente montiert werden:

Beobachtungsprogramme

Die bisherige Nutzung des 0.8m Teleskops auf dem Wendelstein läßt sich in folgende Kategorien einteilen:

Bei allen drei Kategorien hatten Studenten die Möglichkeit, sich intensiv an Bau bzw. Handhabung moderner computergesteuerter Instrumente zu beteiligen und sich auszubilden. Im Rahmen dieser Tätigkeiten entstanden bis heute 28 Diplomarbeiten (Diplom Physik) und 5 Dissertationen. Die wissenschaftliche Ausbeute der Beobachtungen wurde außerdem in einer Vielzahl von Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Darüber hinaus ist die Sternwarte auf dem Wendelstein für Wissenschaftler aus vielen Ländern eine begehrte Beobachtungsstation, die bisher häufig bei Simultan-Beobachtungen mit Satellitenteleskopen oder auch bei weltweiten Beobachtungskampagnen zum Einsatz kam. Gastwissenschaftler aus den USA, aus Schweden, Argentinien und China nutzten Beobachtungszeit am Wendelstein-Teleskop.

Öffentlichkeitsarbeit:

Der Wendelsteingipfel mit seinem Observatorium ist seit jeher ein Anziehungspunkt für eine Vielzahl von Besuchern aus Regionen weit über Bayern hinaus. Für die breite Öffentlichkeit wird 5 mal im Jahr ein Tag der offenen Tür veranstaltet, an dem Interessenten in stündlichen Vorträgen und Führungen in die Grundzüge der Astronomie und in astronomische Arbeitsmethoden und Instrumente eingeführt werden.

Tag der offenen Tür

Tag der offenen Tür ist jeweils der erste Donnerstag in den Monaten Juni bis Oktober. Die Führungen finden statt um 10:30, 11:30, 12:30, 14:30 und 15:30 Uhr. Treffpunkt: Eingangstor zur Sternwarte unterhalb der Aussichtsterrasse am Wendelsteingipfel.

Führungen nach Voranmeldung

Der überwiegende Teil der Öffentlichkeitsarbeit wird jedoch geleistet in Form von Führungen, die je nach Interessenlage in populärwissenschaftlicher Art oder auch rein fachbezogen und spezialisiert in ausgewählte Fachgebiete angeboten werden. So werden jährlich weit über 2000 Interessenten in Astronomie unterrichtet. Schulen, Gymnasien, Astronomische Arbeitskreise, Volkshochschulen, sowie z.B. Hochschul-Institute und Max-Planck-Institute aus dem gesamten Bundesgebiet erfahren in wissenschaftlichen Vorträgen und Führungen Einblicke in die modernsten astrophysikalischen Forschungsmethoden und Ergebnisse. Besonders wichtig ist, daß die Besucher sämtliche Instrumente und das Teleskop ``live'' erleben können. Gerade für Schüler aus Leistungskursen für Physik und Astronomie bedeutet ein Besuch dieser Sternwarte eine wesentliche praktische Erfahrung. Astronomen berichten vor Ort aus ihrer täglichen Arbeit, von der Faszination astronomischer Beobachtungen, aber auch von den enormen Anforderungen und der beruflichen Befriedigung, die diese Tätigkeit bieten kann. Nicht selten entschließen sich dann Schüler nach dem Abitur, in dieses Forschungsgebiet einzusteigen und erkundigen sich über die Möglichkeit, an der Sternwarte auch ihre Diplomarbeit anfertigen zu können. Populärwissenschaftliche Erläuterungen und praktischer Anschauungsunterricht werden unterschiedlichsten Institutionen sowie Teilnehmern an den verschiedensten Tagungen und Veranstaltungen geboten.
Führungsanfragen sind zu richten an: Observatorium Wendelstein: Tel. 08023 406 (ab 14Uhr) oder an H.Barwig, Universitäts-Sternwarte München Tel. 089 21805974

Personal:
 
Dr. Heinz Barwig Direktor des Observatoriums
Otto Bärnbantner Dienststellenleiter, Service-Beobachter, Nachtassistent
Dipl.-Phys. Wolfgang Mitsch Verantwortlicher für Instrumenten Hard- und Software, sowie für Datentransfer
Christoph Ries Service-Beobachter, Nachtassistent