Das HST (Hubble Space Telescope) umkreist seit knapp 10 Jahren die Erde täglich etwa 15 mal in einer Höhe von knapp 600 Kilometern. Es wurde im Aufrag der amerikanischen und europäischen Weltraumbehörden (NASA und ESA) gebaut. Jeder Astronom kann einen Antrag auf HST-Beobachtungszeit stellen, über den ein unabhängiges Gremium allein nach wissenschaftlichen Kriterien entscheidet. Die verschiedenen Instrumente ermöglichen Photometrie (Direktaufnahmen durch verschiedenen Filter) und Spektroskopie (Zerlegung des Lichtes in Farben bzw. einzelne Spektrallinien) im sichtbaren sowie im infraroten (IR) und ultravioletten (UV) Lichtbereich. Anders als Teleskope auf dem Erdboden kann das HST ungestört von der Erdatmosphäre in die Tiefen des All zu spähen. Dies hat drei Vorteile, die das Weltraumteleskop wissenschaftlich gegenüber bodengebundenen Teleskopen so wertvoll machen.
Das HST kann mit seinen fünf verschiedenen Instrumenten ganz unterschiedliche Arten von Beobachtungen durchführen. Der Hauptspiegel ist mit 2,4 Metern Durchmesser befindet sich etwa in der Mitte des Teleskopes. Er wirft das Licht auf einen kleineren Fangspiegel, der es dann - durch ein zentrales Loch im Hauptspiegel - auf die verschiedenen Lichtanalysegeräte bündelt. Sonnensegel versorgen das HST mit der nötigen Energie. Die digitalen Beobachtungsdaten werden dann über ein Antenne, die auch die Steuerbefehle empfängt, zur Erde gefunkt.
Die Astronomen der Universitätssternwarte München zählen zu den intensivsten Nutzern des HST in Europa. Eine unserer Arbeitsgruppen untersucht sehr weit entfernte Galaxien, deren Licht viele Milliarden Jahre bis zur Erde benötigt haben. Galaxien sind Sternsysteme wie unsere Milchstraße, die viele Milliarden Sterne enthalten. Durch erdgebundene Teleskope erscheinen solch ferne Welteninseln , wenn überhaupt, nur als schwach leuchtende, verwaschene Flecken. Das HST dagegen läßt beispielsweise sogar noch die Spiralarme einer Spiralgalaxien in vier Milliarden Lichtjahren Entfernung deutlich erkennen. Wir konzentrieren uns an der Unisterwarte München jedoch auf die sogenannten elliptischen Galaxien, die vorzugsweise in Galaxienhaufen zu finden sind, die wir bei unterschiedlichsten Entfernungen untersuchen. Elliptische Galaxien selbst dienen als ``Standard-Kerzen'' bei der Bestimmung der Geometrie des Weltraums als Ganzes: Wir stellen uns vor, daß Weltraum ist gleichmäßig mit elliptischen Galaxien gleicher Helligkeit erfüllt. Sie erscheinen dann mit zunehmender Entfernung immer schwächer, ein Effekt, der letztlich aus der Kombination von drei Phänomenen beruht:
Während die Hubble-Konstante H° schon recht gut bekannt ist, besteht
hinsichtlich q° noch große
Unsicherheit. Unser Ziel ist daher q°
mit Hilfe der elliptischen Galaxien Und dem HST sogenau wie möglich zu
messen. Natürlich sind elliptische Galaxien keine idealen Standardkerzen. Sie
bestehen aus unterschiedlich vielen Sternen, deren Helligkeit sich im
Laufe der Jahrmilliarden aufgrund ihres ``Alters'' ändert. Deshalb
müssen wir für jeden Entfernungsschritt den Durchschnittshelligkeit vieler
elliptischer Galaxien eines Haufens gerechnen. Die evolutionsbedingte
änderung dieser Helligkeit läßt sich durch zusätzliche spektoskopische
Beobachtungen korrigieren. Bereits aufgrund unserer ersten Beobachtungsreihe
konnten wir q° genauer bestimmen als je zuvor.