Zu den weltweit größten und bedeutensten Sternwarten zählt die Europäische Südsternwarte (ESO) in La Silla, Chile. Am südlichen Rande der Atacama-Wüste in 2400m Höhe befindet sich die Anlage mit 15 Kuppeln, einer Reihe von Aufenthalts- und Schlafräumen, einem Hotel, einer Bibliothek, sowie verschiedenen Labors und Werkstätten. Neben einer 15m -Parabolantenne zur Messung von Submillimeterwellen befinden sich auf dem Gelände 2 optische Teleskope der 3.5m Klasse. Der Rest der optischen Teleskope hat Durchmesser von 2.2m bis 0.5m. Betrieben wird diese Sternwarte von 8 europäischen Ländern (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Schweden, Schweiz), deren Mitglieder zweimal im Jahr Gastbeobachtungs-Anträge stellen können. Ein internationales Programmkommitee bewertet die Anträge und nimmt gemäß der Bewertung die Zuteilung der Beobachtungszeit vor.
Vor dem Bau des VLT in
Paranal im Norden Chiles, war La Silla für die
Wissenschaftler der USM, neben
Calar Alto, seit jeher das
Observatorium, wenn es darum ging, hervorragende Beobachtungsdaten von
astronomischen Objekten am Südhimmel zu
erhalten. Eine Vielzahl von Fokalinstrumenten steht dem Gastbeobachter
am Berg zur Verfügung. Allerdings haben die Astronomen der
Universitäts-Sternwarte München häufig auch ihre eigenen selbst
entwickelten Geräte nach La Silla transportiert, um sie dort an den
großen Teleskopen einzusetzen.
Dieses ist das modernste Teleskop auf La Silla. Der Primärspiegel ist
relativ dünn und wird durch sogenannte Aktuatoren,
d.h. computergesteuerte Stempel bei jeder Lage des Teleskops in die
ideale Form gedrückt. Erste Bilder, die beim "first light" 1989
aufgenommen wurden, haben bereits Durchmesser der punktförmigen Sternscheibchen
von 0.33" ergeben und damit die exzellente Abbildungsqualität unter
Beweis gestellt. Im Gegensatz zur klassischen äquatorialen Montierung
verwendet man hier die alt-azimutale Montierung und dreht dafür das
gesamte Teleskopgebäude (inklusive Kontrollraum samt Beobachter!) der
Blickrichtung des Teleskops nach. In dem kastenförmigen Gebäude
läßt sich durch geeignete Lüftungsklappen und Ventilatoren das
Dom-Seeing optimal beeinflussen. Die Beobachtungsinstrumente, die in den
beiden Nasmyth-Fokalebenen montiert sind - direct-imaging Kameras und
Spektrographen für den visuellen und infraroten Bereich - nutzen
hauptsächlich die hohe
Bildqualität der aktiven Teleskopoptik.
Das 3.6m Teleskop ist gemäß seiner Öffnung das größte Teleskop auf La Silla. Es wurde bereits 1977 in Betrieb genommen und hat daher noch eine klassische äquatoriale Montierung und einen Spiegel konventioneller Dicke. Selbstverständlich ist es schon voll computergesteuert und wie das 3.5m Teleskop auf dem Calar Alto ein "multi-purpose" Instrument, das für die unterschiedlichsten Aufgaben sowohl im sichtbaren als auch im infraroten Wellenlängenbereich eingesetzt werden kann. Im Teleskop-Cassegrainfokus lassen sich wahlweise 4 Geräte installieren, mit deren Hilfe die folgenden Beobachtungen durchgeführt werden: