Sterne und Weltraum SPECIAL Nr. 2: Schöpfung ohne Ende - Die Geburt des Kosmos - November 1997

Galaxien in der Tiefe der Zeit - Von Ralf Bender, Ulrich Hopp und Roberto P. Saglia

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Eine Spiralgalaxie von innen gesehen: Die Milchstraße im optischen Bereich (vorige Seite oben, Thomas Reddmann, Frank Hase, Heinz Deininger), im fernen Infrarot (vorige Seite Mitte, COBE) und in der Radiostrahlung des Wasserstoffs (nächste Seite, Dwingelo Radio Observatory). Das infrarote Licht durchdringt ungestört den Staub der Scheibe. So tritt die zentrale Ausbeulung der Milchstraße, der sogenannte Bulge, im Infrarotbild besonders gut hervor. Aus der 21-cm-Radiostrahlung des Wasserstoffs, die je nach Bewegung der Gaswolken relativ zu uns durch den Dopplereffekt rot- oder blauverschoben ist, erschließt sich sowohl die Rotation als auch die Spiralstruktur der Milchstraße.

fortwährend neue Sterne entstehen (Dunkelwolken im Bild rechts oben). Auch in anderen Spiralgalaxien ist der Prozeß der Sternentstehung noch längst nicht abgeschlossen, wie die Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops von der Dreiecks-Galaxie M33 auf Seite 10 zeigt. Ausgangsmaterial für die Sternentstehung ist die interstellare Materie, die diffus verteilt oder in dichteren Wolken zwischen den Sternen der Spiralgalaxien zu finden ist.

Die Dichte der interstellaren Materie ist in den Spiralarmen besonders hoch, so daß sich dort auch besonders viele neue Sterne bilden. Die massereichen unter ihnen leuchten blau und geben den Spiralarmen ihre Farbe. Die Spiralarme sind sogenannte Dichtewellen, die, unabhängig von der Rotation, die Galaxie umlaufen. Es handelt sich um ein Wellenphänomen, bei dem im Wellenmaximum die Sternentstehungsaktivität am höchsten ist.

Unsere Milchstraße ist in jeder Hinsicht eine typische Vertreterin der Klasse der Spiralgalaxien. Aber es gibt gewisse Unterschiede innerhalb dieser Klasse: Je nach Ausprägung der Spiralstruktur und des Größenverhältnisses von Bulge und Scheibe unterscheidet man die Typen Sa bis Sd. Unsere Milchstraße liegt vom Typ her zwischen Sb und Sc (Schema Seite 13 oben).

Halten wir nach weiteren Galaxienklassen Ausschau, so werden wir schon in unserer näheren kosmischen Umgebung fündig: In 60 Millionen Lichtjahren Entfernung, im Sternbild Fornax (lateinisch: Brennofen), findet man einen Haufen von Galaxien (Bild Seite 11), die sich um ihren gemeinsamen Schwerpunkt bewegen. Sofort sticht links unten im Bild eine Z-förmige Spiralgalaxie ins Auge. Sie heißt NGC1365, nach ihrer Nummer in dem New General Catalogue nebliger Objekte, den der dänische Astronom J.L.E. Dreyer im Jahre 1888 erstellte. NGC 1365 zeigt ein weiteres Merkmal, das Spiralgalaxien


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