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Einige Bemerkungen zur Absorption

Die Form des Spektrums der von astronomischen Objekten ausgesandten Strahlung wird durch ein Vielzahl von Wechselwirkungsprozessen zwischen Gasatomen und Photonen bestimmt. Für die charakteristischen Absorptionsmerkmale in Quasarspektren sind die diskreten Energieniveaus in den Atomen des zwischen den Quasaren und uns liegenden Gases verantwortlich. Diese führen zu resonanter Absorption in der Nähe charakteristischer Wellenlängen. Es läß t sich dabei zwischen durch Photoionisation verursachten Absorptionskanten und Linienstreuung unterscheiden. Der Wirkungsquerschnitt für Photoionisation ist im allgemeinen eine Stufenfunktion, die oberhalb der Absorptionsschwelle wie zu kleineren Wellenlängen hin abfällt. Linienstreuung zeichnet sich durch ein charakteristisches Resonanzprofil (Voigt-Profil) aus, dessen genaue Form durch die natürliche Linienbreite und die Dopplerverbreiterung bestimmt ist (siehe Anhang A und z.B. Astrophysical Formulae von K.R. Lang).

Wir diskutieren im folgenden den Fall des Ly Übergangs des atomaren Wasserstoffs. Vom Quasar ausgesandte Photonen werden auf ihrem Weg zu uns im Spektrum kontinuierlich zu größ eren Wellenlängen (kleineren Energien) verschoben. Solange ihre Energie größ er ist als 10.2 eV, können sie den Übergang zwischen dem 1s und 2p Niveau des Wasserstoffatoms anregen. Das angeregte Elektron fällt praktisch instantan unter Aussendung eines Ly Photons wieder in den Grundzustand zurück. Allerdings erfolgt die Abstrahlung im Mittel isotrop, so daß das absorbierte Photon als aus der Sichtlinie herausgestreut betrachtet werden kann.

Die Änderung der Strahlungsintensität durch Absorption entlang der Wegstrecke ist gegeben durch,

 

ist die Volumendichte des neutralen Wasserstoffs entlang der Sichtlinie (HI steht in der Astronomie für neutralen und HII für ionisierten Wasserstoff), der Wirkungsquerschnitt für Ly Linienstreuung und x die Entfernung. Der Wirkungsquerschnitt ist eine Funktion der Wellenlänge im Ruhesystem am Ort x. Aus Gleichung 1 ergibt sich der Zusammenhang zwischen der Intensität mit und ohne Ly Absorption als

 

wobei die optische Tiefe für Absorption bei einer bestimmten beobachteten Wellenlänge definiert ist als

 

Die Ruhewellenlänge hängt mit der beobachteten Wellenlänge und der Rotverschiebung z wie folgt zusammen,

 

Die Beziehung zwischen Entfernung x und Rotverschiebung z ist (in einem Einstein-de-Sitter Universum) gegeben durch

 

wobei c die Lichtgeschwindigkeit und die Hubble Konstante ist. Aus Gleichung 4 und 5 läß t sich die für die Lösung von Gleichung 3 erforderliche Beziehung ableiten.

Man betrachtet normalerweise folgende zwei Grenzfälle von Gleichung 3. Bei einer kontinuierlichen Verteilung des Wasserstoffs läß t sich das Linienprofil als Deltafunktion annehmen, wobei die zentrale Wellenlänge der Ly Linie ist. Das Integral in Gleichung 3 läß t sich dann analytisch ausführen und man erhält für die optische Tiefe, die dann nur noch über die Rotverschiebung von der Frequenz abhängt,

 

wobei der effektive Wirkungsquerschnitt für Ly Resonanzstreuung ist (Herleitung siehe Anhang B). Eine solche Linienstreuung durch ein homogenes (intergalaktisches) Medium bezeichnet man als Gunn-Peterson Effekt.

Der zweite wichtige Grenzfall ist der eines scharfen Maximums in der Dichteverteilung. Das Gas kann dann als auf ein Entfernungsintervall beschränkt betracht werden. Es ergibt sich ein Absorptionsmaximum bei einer beobachteten Wellenlänge , wobei die Rotverschiebungsentfernung des Dichtemaximums ist. Die optische Tiefe für Wellenlängen in der Nähe des Absorptionsmaximums ist gegeben durch

 

Dies ist der Fall einer diskreten Absorptionslinie. Das Integral wird als Säulendichte bezeichnet. Der Wirkungsquerschitt für Ly Absorption kann hier genähert geschrieben werden als,

 

wobei b der sogenannte Dopplerparameter (in km/s) ist, und g eine dimensionslose Formfunktion mit . Absorptionslinien werden daher oft durch Säulendichte und Dopplerparameter b charakterisiert. Im Fall rein thermischer Dopplerverbreiterung gilt folgender Zusammenhang,

 

Figur 1 zeigt einige Beispiele von Absorptionslinienprofilen mit verschiedenen Dopplerparametern und Säulendichten.

  
Figure: Absorptionslinienprofile mit verschiedenen Säulendichten N (in ) und Dopplerparametern b (in km/s).

Beobachtete Absorptionslinien weisen einen weiten Bereich von Säulendichten auf. Die relative Häufigkeit von Linien verschiedener Säulendichte wird im allgemeinen durch eine Säulendichteverteilung charakterisiert,

 

wobei die Anzahl der Absorptionslinien ist. Das Verhältnis der Massendichte, die sich ergäbe, wenn der gesamte für die Absorptionslinien verantwortliche neutrale Wasserstoff homogen verteilt wäre, zur kritischen Massendichte wird als

 

bezeichnet, wobei die Masse des Protons und G die Gravitationskonstante ist.

Aus den Gleichungen 5, 10 und 11 läß t sich folgender Zusammenhang zur differentiellen Säulendichteverteilung herleiten,

 

Für die Ly Absorption in Quasarspektren verantwortlich ist der neutrale atomare Wasserstoff (HI). In den meisten Fällen ist der Wasserstoff jedoch stark ionisiert (), so daß der weitaus größ ere Teil des Wasserstoffs im intergalaktischen Medium in der Form von HII vorliegt. Der verantwortliche Prozeß ist Photoionisation durch einen homogenen Hintergrund von UV-Photonen. Im Gleichgewicht (Rekombinationsrate = Photoionisationsrate) gilt dann,

 

ist der Rekombinationskoeffizient des Wasserstoffatoms, ist der Fluß ionisierender Photonen (in ) und ist der Wirkungsquerschitt für Photoionisation.



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Roberto Saglia
Mo 4 Aug 19:06:27 1997