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wobei die Bestimmung der Vektoren und
unter
Benutzung der JPL DE200 Erd-Ephemeriden erfolgt (Standish 1982). Der Übergang
von der Zeitskala UTC zur Koordinatenzeit des Baryzentrums TDB ergibt
sich entsprechend den folgenden, aus einer Post-Newtonschen Näherung
abgeleiteten Gleichungen (Moyer 1981; Backer & Hellings 1986):
Die Abkürzungen der verschiedenen Zeitskalen stehen dabei jeweils für die
registrierten Photonen-Ankunftszeiten, bezogen auf die entsprechende Skala.
Dabei bezeichnet UTC die allgemeine koordinierte Zeit (coordinated universal
time), TAI die internationale Atomzeit (international atomic time), die der
Eigenzeit des Erdsystems entspricht, sowie AT den durch Schalt-Sekunden
('leap seconds') bedingten Unterschied zwischen TAI und UTC. Schalt-Sekunden
werden dabei je nach Bedarf so eingeführt, daß der Unterschied zwischen
UTC und der mittleren Sonnenzeit möglichst gering bleibt.
TDT kennzeichnet die terrestrische dynamische Zeit (terrestrial dynamical
time) und entspricht im Prinzip der internationalen Atomzeit, wobei jedoch
gravitationsbedingte Effekte der verschiedenen zur TAI beitragenden
Atom-Uhren korrigiert sind. Ferner bedeutet
einen sich aus der
Startzeit der jeweiligen ROSAT-Beobachtung ergebenden Referenzwert in JD,
die mittlere und Ec die exzentrische Anomalie der Erde, sowie
die Exzentrizität des heliozentrischen Orbits des
Erde-Mond-Schwerpunktes. Die korrigierten Photonen-Ankunftszeiten, bezogen
auf den Schwerpunkt des Sonnensystems und dessen Koordinatenzeit, enthält
schließlich TDB.
Mit den so korrigierten Photon-Event-Zeiten ist es nun also möglich, eine
vom Experiment und systematischen Verfälschungen unabhängige
Ankunftszeitanalyse durchzuführen.
Die insgesamt mit diesem Verfahren erreichte Genauigkeit, relativ zur
tatsächlichen TDB-Zeit, beträgt dabei wenige Millisekunden und wird
in erster Linie durch den SCC/UTC-Konvertierungsfehler bestimmt. Der Beitrag
der UTC/TDB-Transformation zum Gesamtfehler ist dabei wesentlich kleiner als
0.01 Millisekunden und gegenüber dem Hauptbeitrag zu vernachlässigen.
Ein konstanter Gangunterschied der ROSAT-TDB-Uhr, relativ zur tatsächlichen
TDB-Zeit, bewirkt dabei in der zu untersuchenden Röntgenlichtkurve eine
Phasenverschiebung relativ zu der tatsächlichen Phasenlage. Es ist dabei
leicht einzusehen, daß sich die Auswirkung einer solchen Ungenauigkeit
umgekehrt proportional zur Rotationsperiode des zu untersuchenden Pulsars
verhält. Beträgt die Pulsarperiode zum Beispiel 200 ms, so resultiert
eine um den konstanten Betrag von 2 ms falsche Ankunftszeit bei der
Bestimmung der absoluten Phasenlage der Lichtkurve in einen Phasenfehler von
lediglich 1% der Gesamtperiode. Bei der Untersuchung eines 6 ms Pulsars
beträgt der Fehler jedoch mehr als
30% der Gesamtperiode und läßt
die Durchführung eines 'absoluten Timings' nur dann sinnvoll erscheinen,
wenn man in der Lage ist, etwa mittels einer zusätzlichen extraterrestrischen
Uhr den Betrag und das Vorzeichen des Gangunterschiedes zu bestimmen und
entsprechend zu korrigieren.
Roberto Saglia