!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3O//DTD W3 HTML 2.0//EN"> Planetarische Nebel als <P> ,,Photonentransformatoren``



next up previous
Next: Versuchsdurchführung Up: No Title Previous: Physikalische Grundgedanken

Planetarische Nebel als

,,Photonentransformatoren``

 

In ähnlicher Weise wie ein Fernsehapparat ein Bildschirm für unsichtbare Elektronenstrahlen ist, ist der Planetarische Nebel ein Bildschirm für die UV-Photonen seines Zentralsternes. Diese Aussage wird deutlich, wenn man den Prozeß, dem Planetarische Nebel unterliegen, im Detail betrachtet.

Der grundlegende Prozeß besteht darin, daß der Nebel nicht beobachtbare Lyman-Quanten des Zentralsternes absorbiert (führt zur Photoionisation) und in Folge von Rekombination und darauf folgender spontaner Emission beobachtbare Quanten emittiert. Dabei entspricht im zeitlichen Mittel die Anzahl der Ionisationen der Summe der Rekombinationen. Dieser Sachverhalt wird mit dem Begriff Ionisationsgleichgewicht beschrieben. Der Nebel fungiert gleichsam als Photonen-,,Transformator``.

Weiterhin geht man davon aus, daß der Nebel wegen seiner gro geometrischen Ausdehnung im Lyman-Kontinuum optisch dick ist und folglich alle vom Zentralstern emittierten ionisierenden Photonen absorbiert. Dies ist das Kernstück der hier verwendeten Theorie:

Pro Zeiteinheit entspricht die Anzahl der ionisierenden Photonen der Zahl der Ionisationen und diese wiederum der Zahl der Rekombinationen. Mathematisch lä sich dieser Sachverhalt wie folgt darstellen: Sei die Leuchtkraft des Sternes bei der Frequenz in erg/s/Hz. Die Anzahl der ionisierenden Quanten erhält man dann, indem man durch ein Quant der Energie teilt und über alle Frequenzen jenseits der Ionisationskante (hier: Lyman-Kante für H oder He) integriert.

Die Anzahl der Rekombinationen hängt von der Elektronenzahldichte , der Protonenzahldichte und dem totalen Rekombinationskoeffizienten abzüglich der Rekombination zum Grundzustand, , ab:

mit

Mit sieht man:

 

Die linke Seite von Gl.(1) kann man sich relativ einfach beschaffen: das spektrale Verhalten des Zentralsterns ist im Idealfall durch und bestimmt und kann (im einfachsten Fall) durch die Planck-Funktion oder durch eine Modellatmosphäre beschrieben werden. Wenn es gelingt, die rechte Seite von Gl.(1) zu berechnen, kann man durch einen einfachen Vergleich mit einem dieser Modelle die Effektivtemperatur des Zentralsterns bestimmen.

Man benützt jetzt den ,,Bildschirmcharakter`` des Nebels und betrachtet die beobachbare Grösse , mit

 

die die insgesamt emittierte Leuchtkraft einer bestimmten Emissionslinie vom Niveau l nach (z.B. , l=4, ) beschreibt. ist die Besetzungszahl des oberen Niveaus der Linie, der Einsteinkoeffizient der spontanen Emission. Man teilt nun diese Grösse durch Gl.(1) und bekommt:

In der sogenannten ,,on the spot approximation`` nimmt man an, daß die Gleichung nicht nur über den ganzen Nebel sondern auch ,,lokal`` erfüllt ist, und man kann schreiben:

 

Gl.(3) enthält nun die bemerkenswerte Aussage, daß die Zahl der Photonen, die der Nebel in einer bestimmten Spektrallinie emittiert, proportional zur Zahl der Photonen ist, die der Zentralstern im Lyman-Kontinuum emittiert ( Zanstra, 1931, Publ.Dom.Astrophys.Obs. 4,209).

Mit der Beziehung: (Die mit F bezeichneten Grösse beschreiben beobachtete Flüsse, ,, ref`` bezieht sich auf eine beliebige Referenzfrequenz in einen Bereich ohne Emissionslinien, d.h. man sieht ausschliessich die stellare Strahlung. Im visuellen Bereich verwendet man i.a. . bezieht sich auf die gewählte Emissionslinie, üblicherweise H oder He4686.) kann man Gl.(3) zweckmä ssig umschreiben:

 

Z definiert dabei das sogenannte ,,Zanstra-Verhältnis``. Die linke Seite kann nun zur Bestimmung der Effektivtemperatur des Zentralsterns verwendet werden, entweder approximativ durch die Planckfunktion oder besser (?) mit dem Ergebnis einer Modellatmosphäre:

 

Trotz dieser nicht tricklosen Vorgehensweise ( Harman und Seaton, 1966, MNRAS 132,15 für die speziell Interessierten) verbleibt uns das Problem, die rechte Seite von Gl.(3) zu berechnen. Dem wollen wir uns jetzt zuwenden. Die eigentliche Schwierigkeit stellt dabei die Berechnung der Besetzungszahlen dar. In Gl.(4) will man die Besetzungszahl als Funktion der Dichten ausdrücken. Man benötigt dafür die Gleichungen des statistischen Gleichgewichts, die aber für Planetarische Nebel wegen des extremen non-LTE (s.o.) besonders einfach sind. Zu berücksichtigen sind lediglich die Rekombination und die Kaskadierung zum Grundzustand.

 

wobei

Der physikalische Sachverhalt wird klarer, wenn man die Wahrscheinlichkeit einführt, mit der ein direkter Strahlungsübergang von nach l erfolgt:

Damit kann man Gl.(6) auf folgende Weise anschaulicher schreiben:

In der dargestellten Reihenfolge beschreiben die einzelnen Terme in den eckigen Klammern die Population des l-ten Levels durch:

Die eckige Klammer kann somit für hydrogenische Atome berechnet und tabelliert werden (s.Tab.1). Die Tabellierung ist so gehalten, daß die Ladungsabhängigkeit in der Temperatur T des Plasmas bereits berücksichtigt ist.

 

wobei gilt: . Setzt man dies in Gl.(4) ein, bekommt man sofort:

 

Die sind in Tab.2 für die wichtigsten H-- und He--Linien angegeben. Es verbleibt noch die erheblich mühsamere Berechnung der Rekombinationskoeffizienten ( Seaton, 1959, MNRAS 119,81), die aber durch folgende Formel gut (zumindest für H und HeII) approximiert werden können:

Hierbei sind:

z die Kernladungszahl

Tabelle 1: Werte für

 

Tabelle 2: Werte für -- in Klammern



next up previous
Next: Versuchsdurchführung Up: No Title Previous: Physikalische Grundgedanken



Roberto Saglia
Tue Sep 16 15:53:04 MET DST 1997