Die Planetarischen Nebel (PN) verdanken ihren Namen einer
Verwechslung, denn als man mit Teleskopen die ersten
Himmelsdurchmusterungen durchführte, entdeckte man
Nebelscheibchen, die auf den ersten Blick den
gleichen, weil farbigen, Anblick boten wie die bekannten
Planetenscheibchen. Später erkannte man, daß es sich bei den
Planetarischen Nebeln um Gashüllen handelt, die von einem in ihrem
Zentrum liegenden alten, extrem hei Mutterstern
(kK) vor -- astronomisch gesehen -- kurzer
Zeit abgesto wurden (s. Abb.1). Es gilt als gesichert, daß die
Zentralsterne Planetarischer Nebel (ZSPN) raschen Schrittes
den Stadium der wei Zwerge zustreben, währen sich ihre
Nebelhüllen mit einer eher geringen Expansionsgeschwindigkeit von
ca. 25 km/s verdünnen und dadurch nach einigen
Jahren
unsichtbar werden.
Weit weniger gesichert ist die Vermutung, daß die Planetarischen Nebel von roten Riesen an der Spitze des ,,Asymptotischen Riesenastes`` (Asymptotic Giant Branch -- AGB, s. Abb.2) abgesto werden. Diese Vermutung wird getragen von der Tatsache, daß alle mit Hilfe der Emissionslinien beobachteten Expansionsgeschwindigkeiten im Bereich der atmosphärischen Entweichgeschwindigkeiten solcher Sterne liegen. Weitere Untermauerungen dieser Annahme sind jedoch schwer zu erhalten, da die Nebel in diesem Anfangsstadium ihrer Existenz nicht direkt beobachtbar sind. Dies liegt zum einen an ihren dann noch sehr kleinen Durchmessern und zum anderen an der noch zu geringen Temperatur ihrer Zentralsterne, die deshalb noch nicht genügend ionisierende UV-Photonen emittieren und dadurch den Nebel noch nicht zum Leuchten anregen können (s. unten). In jüngster Zeit ist es durch modernere Observatorien im visuellen, infraroten und Radiobereich möglich geworden, diese frühe Nebelphase (sog. ,,Post AGB Objekte``) präziser zu studieren, was in naher Zukunft ein tiefergehendes Verständnis dieser Objekte hinsichtlich ihrer Entwicklung ermöglichen wird.
Weitgehend verstanden ist hingegen die Frage, welche Objekte
den AGB erklimmen und wie sie dies bewerkstelligen (s. Abb.2). Gemäß
der Theorie der Sternentwicklung gelangen Sterne mit einer Masse
zwischen und
an diese Position. Demnach
entwickeln sie sich nach dem Erlöschen des zentralen
Wasserstoffbrennens (Hauptreihenphase) zunächst zum Roten Riesen,
dehnen sich dabei aus und erhöhen so ihre Leuchtkraft. Später
fallen sie durch das explosionsartige Zünden des entarteten He-Kernes
(sog. He-flash``) auf den Horizontalast, wo das zentrale
He-Brennen abläuft. Danach wandern sie bei noch höheren
Leuchtkräften, grö Radien und entsprechend geringeren
Entweichgeschwindigkeiten entlang des Asymptotischen Riesenastes
zu dessen Spitze (,,tip``) wo sie ihre äu Hülle, den Nebel,
abwerfen.
Der Reststern, nichts anderes als der durch Kernfusion mit Metallen
angereicherte Kern des ehemaligen Roten Riesen oder Überriesen,
entwickelt sich weiter, indem er bei konstanter Leuchtkraft
kontrahiert und demnach seine Effektivtemperatur (s.u.) erhöhen muß.
Dieser Anstieg in ist dafür verantwortlich, daß der Nebel
(ab ca. 30000K) zu leuchten und uns mit Informationen zu
versorgen beginnt.
Diese in Form von Lichtquanten verschlüsselte Information kann mit
einfachen Hilfsmitteln und theoretischen Überlegungen gewonnen
werden. Sie ist zweifelsohne von gro astrophysikalischer
Bedeutung, denn sie gestattet es, au dem physikalischen Zustand der
Nebelmaterie auch die Effektivtemperatur des Zentralsternes zu
ermitteln.
erhält man per Definition durch Gleichsetzen
der
-integrierten Planckfunktion mit der
-integrierten
emergenten Strahlung eines Sternes.
Als weiteres Analysemittel
dienen die photosphärischen Absorptionslinien des
Wasserstoffs (Balmerlinien), deren Absorptionsflügel durch den
(linearen) Stark-Effekt verbreitert werden, was die Bestimmung der
Schwerebeschleunigung an der Sternoberfläche
ermöglicht. Mit diesen beiden Grösse (
und
)
können durch einen Vergleich mit theoretischen
Sternentwicklungstracks der ZSPNs nicht nur deren Masse und
Entfernung sondern auch Masse und Durchmesser der Nebel
bestimmt werden.
Figure 2: Das Gebiet der Subdwarf-O-Sterne und Zentralsterne
Planetarischer Nebel im Hertzsprung-Russel-Diagramm.
Der theoretische Entwicklungsweg eines Sternes mit ist
ebenfalls eingezeichnet. Ein Stern im Roten-Riesen-Stadium entwickelt
einen ,,Sternwind`` und verliert ständig Masse. Daher ist die Masse
nach Durchlaufen dieser Phase zusätzlich angegeben. Der Entwicklungsweg
eines Horizontalaststernes mit
ist ebenfalls
dargestellt.
Die Sternentwicklungstracks scheinen gesichert, da die ZSPNs bezüglich ihres Aufbaus im wesentlichen nichts anderes als Wei Zwerge darstellen, und sich bei konstanter Leuchtkraft und Masse zu höheren Temperaturen und damit zum Zwergstadium entwickeln. Dies ermöglicht einen Vergleich mit der Massenverteilung der beobachteten Wei Zwerge.
Damit ist die Möglichkeit gegeben, das Entwicklungsszenario der AGB-Objekte und die Entstehung ihrer Hüllen zu überprüfen. Au erhält man eine Vorstellung davon, welchen Betrag an Masse die Nebel an das interstellare Medium zurückführen und inwieweit dies für die Modellierung der Galaxienentwicklung von Bedeutung ist.