Neue Projekte werfen ihre Schatten voraus. - Diese Seite
dokumentiert den Schleifprozeß zweier neuer Teleskopspiegel:
Alle Bilder dieser Galerie sind nun auch
auf diesem Weg
zu betrachten, falls man es so lieber möchte.
24" - 610 mm f/4 "Johann"
Den neusten Stand bei der Arbeit am großen Rohling inklusive neuen Bildern
kann man hier einsehen.
Während der vielen Jahre, in denen ich mit den
Teleskopen Bismarck und Christina spechtelte, hatte ich stets den Wunsch
nach noch mehr Öffnung. Noch vor dem Bau von Christina hatte ich schon
erstmals in die Materie Spiegelschleifen reingeschnuppert und den Grobschliff
an dem 8" Spiegel
begonnen, an dem nun die Arbeit ebenfalls wieder aufgenommen wurde. Der
Spiegelschleifkurs in der Volkssternwarte München ermutigte mich, mich dieses
vergessenen Projektes wieder anzunehmen und auch das 24" Monster in Angriff
zu nehmen. Im November 2003 wurde das Projekt mit der Bestellung des
Rohlings bei
Newport Glass gestartet. Am 05.
März 2004 war es soweit! Der Pyrex Rohling traf am Flughafen München ein
und wurde nach erfolgreicher Zollabnahme auch gleich von der ganzen Familie
in Empfang genommen:
Als Eingangskontrolle für den Pyrex Blank hat sich der
Kater Picard fleißig engagiert, wenngleich sich sein Interesse mehr auf die Kiste
konzentrierte, in der das Glas verpackt war. Mit einem Sphärometer wurde die
Sphäre der vorgefrästen Kurve geprüft und als ok befunden. Laut Sphärometer
soll der Spiegel eine Brennweite von 2.3 m haben. Der Blank wurde auch auf
Verspannung geprüft, indem er vor dem Flachbildschirm aufgestellt wurde und
mit einem Polfilter in Augenschein genommen wurde. Da der Flatscreen polarisiertes
Licht aussendet, wäre eine Verspannung sofort zu sehen. Auch diese Prüfung verlief
positiv. Diese Bildreihe zeigt die Eingangskontrolle:
Zwischen 08. März 2004 und 15. März 2004 erfolgte dann
die Herstellung eines Fliesentools nach folgender Methode: Abdecken des Spiegels
und Anfertigen eines Ringes, der als Gußform für den Estrichbeton diente, aus dem
das Tool gegossen wurde. Nach dem Härten und Austrocknen wurden die
Bordürenfliesen vorbereitet, die etwa einen Zentimeter dick sind und mit
Fliesenkleber auf dem Tool aufgeklebt. Alle Flächen wurden mit dem Kleber
eingestrichen, auch die Rückseite wurde mit einer Fliese versehen, damit nichts
von dem grobkörnigen Beton beim Schleifen herausrieseln kann. Durch den Guß auf
die Spiegelkurve wurde diese exakt in das Tool kopiert. Das Fliesentool hat
einen Durchmesser von 47 cm. Mit gleicher Technik wurde auch zeitgleich ein
Poliertool von 35 cm angefertigt, das auf der Werkzeugseite aber keine Fliesen
trägt. Nach dem Schliff mit Karbo 180 wurden beide Tools noch mit Epoxy
bestrichen, damit wirklich nichts mehr herausrieseln kann. Der Picard mußte dann
auch eines der fertigen Tools begutachten. Auf diesem Bild sind auch Tool und
Spiegelrohling des Achtzöllers zu sehen.
Am 18. März 2004 erfolgte der Schleifbeginn. Nach drei
Strichen fiel mir ein, daß ich die Fase noch nicht nachgezogen hatte, was auch
gleich mit einigen kleinen Muschelbrüchen bestraft wurde. Der Schliff erfolgte
vorwiegend mit W 1/3 Strichen, aber auch mit spiraligen Strichen. Da Spiegel
und Tool ein Gesamtgewicht von ca 50 kg aufweisen, muß ich um den Schleiftisch
herumgehen, um die Drehung des Spiegels beim Schleifen zu gewährleisten. Nach
etwa einer Stunde Karbo 180 waren etwa 60 bis 70 Prozent des Tools angeschliffen.
In den ersten zwei Stunden hatte ich noch TOT und MOT gewechselt, blieb dann
aber bei TOT. Bei Beginn einer jeder Schleifsession wurde mit einem Strichmuster,
aufgemalt auf den Spiegel mit einem Permanentmarker, die Sphäre geprüft. Nach
ca 3 Stunden war am 25. März 2003 das 180er ausgeschliffen. Um dies zu beurteilen
wurde das Verblassen einer Fräsriefe, die von der Bearbeitung durch Newport
stammte, mit einer 10x Lupe begutachtet. Das Tragbild des Fliesentools zeigte
nun einen Anschliff von 90 Prozent. Es empfiehlt sich immer, ein großes Pit
oder einen Mikromuschelbruch am Rand zu markieren und im Auge zu behalten, um
beurteilen zu können, wann das Korn durch ist.
Nach der üblichen Reinigungsprozedur beim Kornwechsel
ergab sich die Gelegenheit, einen alten Wunschtraum zu erfüllen: Immer schon
wollte ich einmal eine Pizza von einem großen Teleskopspiegel servieren! Leider
ist unser Backofen nicht imstande, eine adäquate Pizza zu erzeugen, die Größe
eines Kuchenbleches wirkt doch eher mickrig auf dem 61 cm großen Pyrex Blank!
Am 11. April war das 230er Karbo
ausgeschliffen. Am Tool wurde eine Fase gemacht. Am 18. April ging es weiter
mit dem 320er. Nach zwei Sessions zu je 70 Minuten war am 02. Mai das Korn
durch (Probe mit Lupe). Am Rand fand ich noch vereinzelte Pits. 14. Juni:
Siebzig Minuten 400er Karbo, bei gewohnter Strichführung. Die Prüfung mit Lupe
zeigt, daß der Rand besser als die Mitte bearbeitet ist! Also wurde bei der
nächsten Session zwei Tage darauf mehr über Mitte geschliffen. Spiegel ist
weiterhin schön sphärisch. Mit der Lupe habe ich nur noch zwei kleine Pits
gefunden. Das 400er ist durch. Nach der Kornwechselprozedur lag der
Schleifprozeß einige Zeit auf Eis, da der Schleifraum wieder als Holzwerkstatt
benutzt wurde, gesundheitliche Probleme mich am Schleifen hinderten und auch
der Bau der Leichtfocuser für
Christina bis zum ITT
abgeschlossen werden sollte. Am 12. Oktober wurde dann wieder
fleißig weitergeschrubbelt, nun mit dem 15my Microgrit: Die folgende Bildreihe
zeigt Bilder dieser Session. Am Tragbild des Tools kann man im ersten Bild
sehen, daß nun die gesamte Fläche bearbeitet ist. Beim Anblick von unten auf
das Tool kann man an der Reflexion sehen, wie glatt die Oberflächen schon sind.
Am 12. Oktober ging es zuerst mit dem 15my weiter. Zum
Befeuchten wurde nun eine Sprühflasche benutzt. Damit läßt sich die Wassermenge
auf dem Blank sehr genau dosieren. Die Sphärenprobe war wieder ok. Bei gewohnter
Strichführung (W 1/3 - 1/4 Striche und spiralige Striche) wurde 75 Minuten
geschliffen. Als ich das letzte Mal das Tool abziehen wollte, fraß es sich auf
dem Blank und war nicht mehr zu bewegen! Wie löste ich dieses Problem? Am
Schleiftisch wurde eine massive Holzlatte angepratzt und zwischen Blank und
Latte ein Klotz eingeklemmt. Dann konnte ich mit Ratschengurten, die um das Tool
und die Latte gelegt wurden, über die Latte Zugkraft auf das Tool ausüben. Mit
zwei Gurten war es möglich, eine Zugkraft von sicherlich mehr als 1000 N
aufzubringen, bis sich das Tool schließlich löste. Ein sehr gutes Verfahren
zum Ablösen des Tools! Die spätere Untersuchung mit der Lupe zeigte zuerst mal,
daß das Korn schon ausgeschliffen war! Außerdem fand ich ein kleines, 10 mm
langes Kratzerchen, welches in einer weiteren Session ausgeschliffen werden
soll. Am 17. Oktober, mehr als eine Stunde lang, wurden der kleine Kratzer und
einige weitere Sleeks am Rand fast ausgeschliffen, dafür entstanden knapp 10
weitere Sleeks am Rand. Vermutung: Das Tool ist schuld, vielleicht wegen seines
Gewichtes von ca 25 kg. Als Abhilfe faste ich alle Kanten sämtlicher Fliesen
nach.
Am 20. Oktober ging es mit gewohnter Strichführung
weiter. Die Session dauerte 2 Stunden und das Tool wurde beim Beschicken mit
frischem Microgrit auch nicht abgenommen, sondern verblieb auf dem Spiegel.
Ergebnis: Alle Sleeks der vorigen Schleifaktionen sind verschwunden! Dafür
entdeckte ich drei kleine neue am Rand und einen Kratzer, der bereits wieder
deutlich angeschliffen war, also am Anfang dieser Sitzung entstanden sein mußte.
November 2004: Fortsetzung mit dem
üblichen Vorgehen. Beschickung des Spiegels mit Microgrit wurde bei aufliegendem
Tool durchgeführt. Am Ende der zweistündigen Sitzung ist der angeschliffene
Kratzer verschwunden, aber es gibt weiterhin Sleeks. Am 20. Dezember 2004
wechselte ich zum 9 my Microgrit. Die Strichführung (W 1/3 und spiralige Striche)
wurde beibehalten. Am Anfang dieser Session war wieder ein Kolbenfresser zu
beklagen, der aber mit der Ratschengurtmethode gelöst werden konnte. Ich beließ
das Tool auf dem Blank und setzte den Schleifprozeß umgehend fort, ging aber dazu
über, öfter mit frischem Korn zu beschicken und mehr Wasser zu verwenden. Am Ende
gab es etliche Sleeks am Rand, die Mitte war aber sehr gut, das Korn ist fast
durch. Bis hierher wurden insgesamt 18 Stunden und 15 Minuten an Johann gearbeitet.
03./04. Februar 2005: Schleifprozeß mit 9 my Microgrit wird
fortgesetzt. Die Sphärenprobe mit Permanentmarker ergab eine gute Sphäre.
Während des Schleifens klemmte das Tool wieder auf dem Blank, es war aber harmlos,
der Gurt mußte nur leicht gespannt werden, um weiterschleifen zu können. Ansonsten
verlief der Schleifprozeß problemlos, es wurde die bewährte Strichführung gewählt
und häufig mit frischem Korn beschickt. Tool blieb wieder während der gesamten
1 1/2 Stunden auf dem Blank. Die Abschlußprüfung ergab: 2 längere Sleeks am Rand,
sowie einige ganz kurze. Die Mitte ist sehr gut, die gesamte Fläche ist sauber
ausgeschliffen und in besserem Zustand, als nach der letzten Sitzung. Wegen des
schweren Tools und der zu erwartenden Probleme, wurde beschlossen, das 5 my
auszulassen. Somit ist der Feinschliff beendet! Bis hierher wurden 19 Stunden 45
Minuten am großen Scherben gearbeitet. Die Fase mußte nochmal nachgezogen werden,
da auch bei den feinen Körnungen ein meßbarer Materialabtrag zu verzeichnen ist.
Die beiden folgenden Bilder zeigen den Zustand des Tools, aber auch wie stark der
feingeschliffene Spiegel bereits reflektiert:

Nach dem erfolgreichen Ende des Feinschliffs wird demnächst ein Foucoult
Tester gebaut und mit dem Polieren begonnen!

8" - 207 mm f/3.9 "Kalliope"
Dieses Projekt wurde am 11. Januar 1991 begonnen. Im
Verlauf von 10 Stunden Schleifzeit mit Karbo 80 höhlte ich den Duranrohling auf
eine Brennweite von 1.1 m aus. Dann wurde dieses Vorhaben zurückgestellt, weil
der Bau von Christina höhere Priorität genoß. Dieser Spiegelrohling war
ursprünglich für das ULT gedacht, doch dieses bekam einen günstigen 10" Spiegel.
Am 25. Oktober 2003 nahm ich die Arbeit an dem 8" Rohling wieder auf, angeregt
durch den Schleifkurs. Jetzt sorgte der Feuereifer dafür, daß ich bis zum 09.
Dezember 2003 mich auf f/3.77 herunterarbeitete. Ich wechselte fleißig zwischen
TOT und MOT, machte Anfangs vorwiegend 1/2 oder 1/3 W Striche. Die Fase am Tool
mußte nachgearbeitet werden. Am 02. Februar 2004 war das 180er durch und ich nahm
das 320er in Angriff. Am 11. Februar ging ich dazu über, mehr O und spiralförmige
Striche zu machen, weil die Probe mit dem Markierungsmuster ergab, daß der
Spiegel nicht exakt sphärisch war. Ich blieb länger auf dem 320er, um
sicherzugehen, daß der Blank wirklich sphärisch wurde. Dafür verbrauchte ich
alles vorgesehene 320er Karbo. Das Öffnungsverhältnis verlängerte sich zu etwas
zahmeren f/3.9. Die gesamte Arbeitszeit summierte sich bis hierher auf 24 Stunden
und 15 Minuten. Vom 17. Februar bis 08. März 2004 habe ich mich 135 Minuten lang
des 15 My Microgrit angenommen. Nach der Reinigungsprozedur wurde der Raum für
den Guß der Fliesentools von Johann benötigt.
15. Februar 2005: Nach dem beendeten Feinschliff am 24
Zöller kommt einem die Arbeit am kleinen Spiegelchen fast wie Spielerei vor. 75
Minuten wird Kalliope mit 9 my Microgrit bearbeitet. Die Strichprobe auf Sphäre
ist ok. Von nun an wird auch hier mit Sprühpistole gewässert, es gibt keine
Zwischenwaschungen mehr. Striche wie üblich W, O und spiralig, steter Wechsel von
MOT und TOT. Am Ende dieser Aktion ist das 9 my fast durch.
Letzte Änderung: 27. Februar 2005