30. ITT vom 24. September - 28. September 2014:

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Mittwoch, 24.09.14:

Irgendwie sind wir immer zu spät dran und deshalb brechen wir auch heute erst um 12:45 auf nach Süden in Richtung Fernpaß. Wie gewohnt, werden hinter Reutte günstige Kohlenwasserstoffe gebunkert. Eine verdrießliche Baustelle bremst uns ein wenig aus, aber im Inntal geht es dann hurtig voran und gegen 16 Uhr erreichen wir Südtirol, um wieder die schon liebgewonnene Kaffeepause auf italienischem Boden zu zelebrieren. Die Bar vom letzten Mal ist leider geschlossen, überhaupt sind komischerweise viele dieser Betriebe heute geschlossen, aber in Toblach werden wir dann doch mit leckeren Espressi belohnt. Nahrungsvorräte werden dann auch noch aufgestockt, um die Autarkie unserer Hütte besser genießen zu können. Um 19:15 erreichen wir dann endlich den heiligen Boden der Emberger Alm. Das Wetter, das sich morgens nach klarer Nacht noch leicht bewölkt gezeigt hatte, präsentiert sich immer cirriger und diesiger, pünktlich zum Auftakt dieses Treffens würden wir es mit einer kleinen Front zu tun haben, erste Wölkchen umkleiden bereits einige der umstehenden Gipfel. Erfreulicherweise ist Ben schon da. Er schwärmt sogleich von einer grandiosen Nacht am Glockner, die er gestern erlebt hat. Dieser Ausflug war heuer nicht für uns drin, es war stattdessen geplant, daß wir den Franz mitbringen. Leider ist er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit doch nicht mitgekommen. Ben hat die Honsa Hütte schon mal für uns aquiriert und auch ein wenig eingeheizt, es ist doch etwas frisch hier droben auf der Alm. Da es nicht nach astronomischer Beobachtung herschaut, darf ungehemmt in der Gaststube geschlemmt und geratscht werden. Die Kölner Bande ist ebenfalls wie gewohnt schon zugange und Ingo mit seinem Anhang gesellt sich noch zu uns. Stefan aus dem Allgäu und einer der beiden Wiener kommt später dazu und der Abend wird richtig gemütlich. Derweil haben sich die Sterne brav versteckt, damit der Gedanke an Beobachtung gar nicht erst aufkommt. Die erste Nacht wird dann logischerweise eine Nullnacht, Gelegenheit auch, Schlaf der letzten Tage nachzuholen.

Donnerstag, 25.09.14:

Schon am Vormittag sind wir wieder kampfbereit und das selbstbereitete Frühstück in unserer Hütte trägt erheblich zur Stärkung bei. Danach gibt es einen ersten Spaziergang. Der Nachmittag vergeht erstaunlich schnell, Günther, Patrick, Wolfi und Martin sind jetzt auch da. Nach dem Kaffeetrinken bestaunen wir noch Mathias feisten 18" Cassegrain Dob, ein edles High End Gerät, sehr exquisit. Die Sonne, vorhin noch kurz mit dem PST bestaunt, steht schon hinter der Hütte, so daß der geplante genauere Blick auf unser Taggestirn erstmal auf morgen vertagt werden muß. Immerhin haben sich im Laufe des Tages die Wolken mehr und mehr aufgelöst und einem doch schön blauen Himmel Platz gemacht, der zu Dämmerungsbeginn nur von wenigen Wölkchen verunziert wird. Nach einer kurzen Vesper begibt sich Ben nach oben auf die Wiesen, Gabi und ich bringen unsere heurige Maschinerie, Wilhelmine und Schdoffal, vor der Hütte in Stellung und alsbald leuchten der winzige Mars und Saturn in dem 66mm Röhrl. Im Schdoffal wird mit M101 angefixt. M51 im 9er ist gewohnt spiralig. Allfällige Lichtquellen in der Nähe stören geringfügig mehr, als oben auf den Wiesen. Das wird schnell besser, nachdem ich bei einem kleinen Rundgang etliche Vorhänge im Hauptgebäude zuziehe. Die Hütte in der Nähe zu haben, ist aber sehr angenehm. M13 und 6702 sind gewohnt knallig. Dazu reicht Gabi ebenfalls M51, einen schnuckeligen M63 und M81 und M82. Bei mir gibt’s 7293, schön deftig auch ohne Filter. Dann M8 und M20: Sind schon sehr tief, aber immer noch ganz ordentlich. M17 und M24 sind richtig brüllfeist, Dies und M18 gibts auch im 66er Röhrchen, sehr hübsch. Auch dort kurz M8 und M20, aber auch ein stattlicher M55 und M22. B142 und 143 sind sogar hier mit bloßem Auge zu sehen und prangen im Schdoffal in exquisitem Kontrast. Im Wilhelmine wird ganz derb und kontrastreich bildfüllend M31 und M32 bestaunt. Das kommt dort wirklich gut. Ich suche nach dem Komet Jacques, der nun schon deutlich schwächer ist, als am BTM. Ich finde ihn auch, etwa 8m hell im Adler. Patrick kommt auf einen kurzen Besuch und erfreut sich an einer grandiosen M33 im Schdoffal.

Dann gehe ich zur Ratschrunde auf die Wiesen und bekomme im 25" von Jörg Arp 273, eine hübsche Dreiergruppe und eine extrem grenzgeschmeidige 891 zu sehen. Der Anblick ist wirklich gigantisch und mir deucht, eine der Hintergrundgalaxien ist auch zu sehen. Beim Ben stelle ich noch 7479 ein, die im 21er Ethos schon sehr erhaben daherkommt. Recht verfroren kehre ich zur Hütte zurück und begrüße den gerade aufgegangenen M42 im Wilhelminchen. 7332 und 7339 sind auch voll sehenswert. Im 9er durchaus fulminant und auch 7339 ist recht markant. Dann der Versuch, 2 aktuelle Supernovae zu beobachten. Zuerst die SN 2014ce in 7673: Die Galaxis ist klein, aber eindeutig, die SN finde ich nicht. 7677 ist gleich daneben und ebenfalls eher unauffällig. Mit 337 habe ich mehr Glück. Die Galaxis ist recht markant, leicht fransig strukturiert und blickweise blitzt die SN 2014cx darin auf. Wilhelmine bleibt auf dem M42, der wird allmählich besser, auch im Schdoffal dann schon knallig, wenngleich das Seeing eher dürftig ist. Mit dem Kleingerät gehts noch zu den Plejaden, die sind echt hübsch darin. Dafür tue ich mir die Reise zum Fornaxcluster noch an. Es ist zwar etwas trübe am Südhorizont, aber 1399 und 1404 zeichnen vage und sogar 1365 ist schwach, aber eindeutig. Das geht hier aber definitiv besser! M1 ist da schon ein Kontrastprogramm: Ein feistes Wölkchen im 9er. Das Restprogramm heute beinhaltet den derben M37 und die Diamanten von h+Chi im Schdoffal und als Betthupferl dort die todesfeiste M31. Am Kleingerät erfreue ich mich am gerade erschienenen Jupiter. Als letzter von uns derzeit vier Hüttenbewohnern ziehe ich mich heute zurück. Diese Spechtelnacht war doch recht frisch, ging bis etwa 04:00, minimal 0.5° lese ich ab, dazu gesellte sich auch noch ein stellenweise kalter Wind.

Freitag, 26.09.2014:

Der morgendliche Blick aus dem Fenster zeigt, daß es recht wolkig ist. Trotz ziemlich optimistischer Prognose wird es eher trüber als heller. Geplant ist wieder ein längerer Spaziergang und Ben begleitet uns wieder. Unvermeidlich bleibt man droben auf den westlichen Wiesen wieder bei der einen oder anderen Ratschgelegenheit hängen und so brechen wir erst nach 14:00 in Richtung Oberberger Alm auf. Die wegetechnischen Erkenntnisse des letzten Jahres werden nun ausgeschöpft und alsbald landen wir am Hochtristenhaus, wo es Kaffee und einen vorzüglichen Apfelstrudel gibt. Gabi und Ben gehen den selben Weg zurück, wohingegen ich bei der Abzweigung oberhalb der Oberberger Alm frohgemut direkt in Richtung Knoten losmarschiere und etwas mehr als eine Stunde später auf dem Knotengipfel von einem weiteren Regenschauer begrüßt werde. Die Schauer sind aber nicht schlimm und es bleibt bei der guten Laune. Wie auch schon gestern leistet die kleine Actioncam wieder wertvolle Dienste beim Dokumentieren dieser Aktion. Der Rückweg zur Hütte wird stellenweise sehr feucht. Regelrechte Sumpfgebiete gilt es halbwegs trockenen Fußes zu durchqueren und ich muß teilweise ganz schöne Ausweichrouten suchen, um nicht bis zu den Waden im Schlick zu versinken. Pünktlich zur Abendessenszeit erreiche ich unser Domizil. Immer noch schaut es nicht gerade danach aus, daß es klar werden würde.

Nach dem Essen wanken Gabi und ich ins Freie und es blinzeln uns doch warhaftig viele Sterne und die Milchstraße an. Leider dräuen aber weiterhin allfällige Cumuli und wir gehen nicht zu Schdoffal und Wilhelmine, sondern schauen mal, was sich auf der Wiese oben so tut. Wegen des eher dürftigen Wetters und der leichten Mattigkeit, hervorgerufen durch das heutige Wanderprogramm wird eine Minispechtelei angeleiert, als wir aus der Hütte kommen und sehen, oh es ist klar. Werner liefert mit seinem 8" ein Gerät, um die kleine Ratschrunde auf den Wiesen mit Objekten zu versorgen. Wegen der Schauer bleibt die Lightbridge lieber zu. So bekommen wir h+chi zu sehen und dann den Ringnebel, klein und schnuckelig. Sogar 6992 mit einem OIII Filter wird uns präsentiert, gerade noch in einem Wolkenloch. Da Ben sein 21 Ethos parat hat, gerät M37 zu einer prachtvollen Angelegenheit. Weil es Gabi fröstelt, nutze ich die Gelegenheit und gehe mit zur Hütte, auch um Nachrichten zu gucken und noch eine kleine Runde mit dem Ferrari zu spechteln. Da es weiterhin nur kleine Lücken hat, lohnt es sich nicht, unseren Kram aufzubauen. Ich schaue bei Epsilon Lyr nach dem Rechten. Es gibt einen Stopover beim Nordamerika Nebel und M31 ist durchaus sehenswert und M33 verschwindet gerade in einer Wolke. M34 bekommt in dem Gerät auch einen netten Diamantstaubglanz. Die Plejaden kommen da sogar eindrucksvoll rüber. Schließlich werden wir auch schon wieder des kürzlich aufgegangenen M42 ansichtig. Um 01:00 wird das kleine Ferrari Glas dann weggepackt. Heute war es erfreulicherweise deutlich wärmer, mit minimal 7.5° sogar richtig angenehm. Kurz sitzen wir noch auf einen Ratsch zusammen, bevor recht früh, noch vor 03:00, die Schlafstatt aufgesucht wird.

Samstag, 27.09.2014:

Gegen 10:30 ist das Schlafdefizit weggeschlafen, draußen lacht die Sonne und wir beschließen, den Tag ohne Wanderung auf dem Treffgelände zu verbringen. Alsbald eregieren vor der Hütte das PST und die Weißlichtsau mit dem Herschelkeil. Die Sonne ist generös mit satten Fleckengruppen übersät, auch Weißlichtfilamente prangen darauf, ein wahrhaft sagenhafter Anblick, der durch die prachtvollen H-Alpha Strukturen noch gekrönt wird. Oben auf den Wiesen präsentiert Stefan in seiner Maschinerie den Mars am Taghimmel. Bei dem alljährlichen Verlosungsritual erbeuten wir sogar einige Kleingewinne. Wegen dem herrlichen Wetter werden allenthalben reichlich Fotos und Videos geschossen und auch mein Quadrocopter kommt zum Einsatz, wobei ungewöhnliche und teilweise spektakuläre Impressionen des Treffgeländes entstehen. Nach Ratschen, Filmen und Drohnefliegen oben auf den Wiesen wird das Abendessen zelebriert. Danach ist es wolkenlos, alle gehen hoch und wir bringen unser Equipment vor der Hütte in Stellung.

Anheizen mit M8 und M20 im Schdoffal, gewohnt fulminant. Selbiges auch in der Wilhelmine, dazu beim Schwenk M25, M24 und M17, M16. Die zwei sind schön kontraststark. Sehr hübsch. Gabi stellt im Schdoffal einen knalligen M27 ein, der sehr schön anzusehen ist. Während ich einen Fisheye Zeitraffer vorbereite, findet Gabi M92 im Kleingerät, der kommt später im 10" auch toll. Die Plejaden gehen auf, ein erster Blick wird riskiert. Ich beschäftige mich mit 7331, ziemlich feist, aber ich sehe nur 2 Begleiter. Stephans Quintet wirkt auch irgendwie flau, das Gewimmel zeichnet zwar, kenne ich aber besser. M22 wird kurz vorm Wald von Gabi in der Wilhelmine gefunden, Ist auch im Schdofal noch kristallig. M33 in der Wilhelmine. Knuffiger Anblick, steht schön drin. 6939 und 6946. Im 9er und 20er, stehen im 20er aber am tollsten da. Die Plejaden beginnen nun auch im Kleingerät zu überzeugen. Nach einer Aufwärmpause mit Sichtung der Drohnenvideos wollen Gabi und ich weitermachen, aber Wilhelmine ist bereits voll beschlagen und räumt kampflos das Feld. Schdoffal ist noch betriebsfähig, wir gehen aber hoch auf die Wiesen, wo Ben gerade seine Lightbridge eingetütet hat. Beim Ratschen mit Wolfis Leuten bemerke ich, wie sich die üblichen Gipfelwölkchen bilden und kurz darauf ZIEHT ES ZU! Dann ratschen wir noch mit Stefan und den Wienern, bis mir das Kreuz vom Stehen wehtut. Zurück bei der Hütte stelle ich noch fest, daß auch Schdoffal nun auf Sehrohrtiefe abgetaucht ist. Das Gerätchen darf daraufhin Schutz im trockenen Kaeffzett finden. Ausklang in unserer Hütte. Mit minimal 7.3° war es dort regelrecht spätsommerlich, während es oben etwa 3° kälter gewesen sein sollte. Da es sich mit sattem Hochnebel bezogen hatte, wurde spechtelmäßig nichts mehr versäumt.

Sonntag, 28.09.2014:

Als wir am Morgen ins Reich der Lebenden zurückkehren, herrscht in unserer kleinen Hütte bereits reger Trubel. Es ist Aufbruchstimmung und Ben verläßt bald die Alm. Unser bißchen Equipment ist schnell verpackt. Wir gehen dann nochmal auf die Wiesen, auch um uns von Stefan, Detlev und Volker, weiteren ITT Urgesteinen, zu verabschieden. Dort bekommen wir noch eine eindrucksvolle, mit vielen Details geschmückte H-Alpha Sonne im Bino präsentiert. Bei dem heute herrschenden, strahlenden, fast sommerlichen Wetter fällt der Abschied richtig schwer. Michi begleitet uns noch zum Fichtenheim, wo als Ergebnis der Verlosungsaktion noch Kaffee und Kuchen für uns bereit stehen, welche wir auf der Sonnenterrasse einnehmen. Selbst danach finden wir noch Leute zum Ratschen, so daß sich der Abschied bis 15:00 hinzieht, bis wir die Alm schließlich hintanlassen. In entspannter Fahrt wenden wir uns wieder gen Sillian und dem alten Übergang vom Noricum nach Raetien, an Aguntum vorbei, ins Pustertal. Hinter Bruneck wartet eine Bar, die neben einem, wie immer vorzüglichen Espresso, auch ein exzellentes Eis bereit hält. Bei dem Sommerwetter haben wir auch richtig Lust darauf bekommen. Der Trubel dort deutet schon darauf hin, daß sich der kurze Halt lohnt. Schließlich entern wir bei Brixen die Autostrada und unser Italienausflug ist auch schon wieder Geschichte. Entspannt rollen wir bald darauf durchs Inntal und finden uns schließlich auf der Fernpaßroute wieder, die nun, bei mittlerweile fortgeschrittener Dämmerung, den sonntäglichen Verkehrstrubel für diesen Tag weitgehend überstanden hat. Als wir heimatlichen, allgäuer Boden erreichen, ist es eigentlich schon zu spät für eine Einkehr, dann doch lieber gleich nach Hause, dort warten ja einige Fellnasen darauf, gefüttert und beschmust zu werden. Gegen 22:00 ist das Abenteuer ITT für dieses Jahr vorbei. Daheim wäre es übrigens noch leidlich klar, mit vereinzelten Wolken. Ich fühle mich aber zu ermattet zum Spechteln. Lieber noch ein Weilchen den Himmel hinterm Haus genießen.

Das 31. ITT findet vom 10. bis 13. September 2015 statt.

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